Leber: Der Schmerz der Leber ist die Müdigkeit! – Unser wichtigstes Stoffwechselorgan

von | 9 Apr 2021 | 2 Kommentare

 

Letzte Woche hat Ralf in meinem Podcast erzählt, wie geschockt er wegen seiner hohen Leberwerten war und wie ratlos und besorgt er sich gefühlt hat. (Du hast das Interview noch nicht gehört? Hier kannst du das nachholen.)

Wenn man weiß, was die Leber täglich leistet und wie wichtig sie für unseren Stoffwechsel und Körper insgesamt ist, hatte er auch allen Grund zur Sorge. Umso schöner, dass sich seine Werte relativ schnell mit den richtigen Massnahmen erholt hat.

Welche Aufgaben die Leber im Körper hat, welche gesundheitlichen Beschwerden auf Probleme in der Leber hinweisen und welche Möglichkeiten es gibt, sie zu unterstützen. Das erfährst du in diesem Blogartikel. 

 

Die Leber – Ein wahres Multitasking-Talent 

Die Leber ist ein ganz besonderes Organ: Sie übernimmt wahnsinnig viele unterschiedliche Aufgaben.

Wenn man sich die Aufgaben der Leber ansieht, könnte man sich schon fragen:

Wie schafft sie das alles nur?

Schauen wir uns mal im Einzelnen die Aufgaben der Leber an:

Verdauung: Zum einen bildet sie die Galle, um die Fett-Verdauung zu ermöglichen. Sie wird zum passenden Zeitpunkt in den Dünndarm abgegeben.

Stoffwechsel: Alle Nährstoffe und sonstigen Dinge -wie z.B. Medikamente- werden durch die Darmschleimhaut in den Blutkreislauf gebracht. Natürlich nicht unkontrolliert. Sondern in der Pfortader gesammelt und dann als erstes in die Leber geleitet. Die Leber steuert den Zucker-, Fett- und Eiweiß-Stoffwechsel. Sie baut diese Moleküle um, spaltet sie auf, so dass dein Körper sie optimal verwenden kann.

Speicher: Außerdem dient sie als Energiespeicher. Neben den Fetten kann sie auch Zucker -in Form von Glycogen- speichern.  So hilft sie der Bauchspeicheldrüse und den Hormonen Insulin und Glucagon, den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Mit den Reserven in der Leber kannst du theoretisch problemlos 24-Stunden ohne Nahrung auskommen. Allein die gespeicherten Fette machen ungefähr die Kalorien einer Tafel Schokolade aus. 

Anmerkung: Den Energiespeicher Glycogen bildet die Leber aus dem Einfachzucker Glucose. Wenn kurzfristig Energie vom Körper benötigt wird, spaltet sie ihn einfach wieder zu Glucose auf. 

 

Herstellung: Sie produziert lebenswichtige Verbindungen: z.B. Cholesterin, Gallensäuren, Fettsäuren und Bluteiweiße – wie die Gerinnungsfaktoren und Albumin.

Achja, und so ganz nebenbei wandelt sie auch ca. 10 % des Schilddrüsenhormons fT4 in fT3 um. fT3 ist das wirksame Schilddrüsenhormon und wirklich wichtig für einen gut funktionierenden Stoffwechsel. In meiner Praxis haben viele Menschen Probleme mit einem zu niedrigen Spiegel dieser Schilddrüsen-Hormone. Das kann auch an einer Leber-Problematik liegen.

Übrigens: ca. 20% des fT3 wird im Darm hergestellt. Nicht nur deshalb lohnt es sich, dafür zu sorgen, dass es deinem Darm gut geht.

Entgiftung: Mithilfe verschiedener Enzyme baut die Leber Stoffwechselendprodukte und schädliche Gifte -wie z.B. Ammoniak – ab. Damit ermöglicht sie überhaupt erst die Ausscheidung dieser Giftstoffe. 

Info zum „Cholesterin“

Cholesterin kennen viele nur im Zusammenhang mit Herzinfarkt – und Schlaganfall-Risiko. Das Cholesterin lebensnotwendig ist, ist vielen Menschen nicht bewusst. Aus Cholesterin werden viele unserer Hormone und die Gallensäuren gebildet. Teile der Zellmembran aller Zellen sind ebenfalls aus Cholesterin. Wann und wieso Cholesterin Probleme macht, erkläre ich in einem meiner nächsten Blogartikel.

Du siehst also, es gibt mehr als genug Gründe, sich gut um deine Leber zu kümmern.

Hier nochmal eine Zusammenfassung ihrer Aufgaben:

– Auf-, Ab- und Umbau (Stoffwechsel) von Fetten, Eiweißen und Zuckern

– Speicherung von Energieträgern (Glykogen, Fette)

– Entgiftung: Ab- und Umbau von Fremdstoffen wie Medikamenten oder Giften

– Bildung wichtiger Bluteiweiße und Blutgerinnungsbestandteile

– Produktion von Gallensäuren zur Fettverdauung

5 Anzeichen, dass deine Leber Unterstützung braucht 

Eine überlastete Leber macht sich eher indirekt bemerkbar. Hier einige Fragen, ob deine Leber Unterstützung braucht:

1. Bist du häufig müde, antriebslos oder gereizt?

2. Schreibst du dir lieber alles auf, damit du nichts vergisst? Leidest unter Konzentrations- und Gedächtnisstörungen?

3. Leidest du abends unter schweren Beinen?

4. Hast du Verdauungsprobleme, wie Blähungen oder Übelkeit?

5. Wachst du nachts häufig zwischen 3 und 5 Uhr auf?

Wenn du einige der Fragen mit „ja“ beantwortet hast oder du gerne einfach so genauer wissen möchtest, wie es deiner Leber geht: Dann lass mal deine Leberwerte im Blut kontrollieren.

Hohe Leberwerte – Was bedeuten sie? 

Gamma-GT, GPT und GOT das sind die Standard-Leberwerte, die du vielleicht schon auf Labor-Auswertungen gesehen hast.

Diese Leberwerte sind Enzyme, die sich eigentlich in den Leberzellen befinden. Sind die Zellen geschädigt, werden diese Enzyme vermehrt ins Blut freigesetzt. Die Folge: Die o.g. Leberwerte erhöhen sich und zeigen somit eine Schädigung der Leberzellen an.

Diese Enzyme kommen an unterschiedlichen Stellen in der Leberzelle vor. Daher geben erhöhte Werte Auskunft in welchem Ausmaß die Leberzellen zerstört sind. Gamma-GT ist hierbei der empfindlichste und der erste Wert der ansteigt.

Doch es gibt noch einige weitere Werte, die wichtige Hinweise geben können.

Hier eine Übersicht der relevanten Leberwerte und was sie aussagen:

In welchem Ausmaß sind Leberzellen geschädigt?

Gamma-GT: Befindet sich in der Zellmembran, früher Marker von Leber-Zellschäden 

GPT: Befindet sich in der Zellflüssigkeit (Zytosol), zeigt Leber-Zellschäden an 

GOT: Befindet sich in der Zellflüssigkeit (Zytosol) und in den Mitochondrien, zeigt Leber-Zellschäden an

GLDH: Befindet sich in den Zellorganellen (Mitochondrien), nicht leberspezifisch, zeigt Zell- und Mitochondrien-Schäden an

 

Bildet die Leber genug von…? – Beurteilung der Syntheseleistung:

CHE (Cholinesterase): Enzym, dass in der Leber gebildet wird, Bei Menschen mit verminderter Cholinesteraseaktivität wirken manche bei der Narkose eingesetzte Medikamente viel stärker. Um dies zu erkennen und die Dosierung der entsprechenden Medikamente anzupassen, wird die Cholinesterase auch vor Operationen gemessen.

Bluteiweiß Albumin:

Sorgt normalerweise für den richtigen Kolloidosmotischen Druck im Blut, bei zu wenig => Entstehung von Wassereinlagerungen (Ödemen).

Gerinnungsfaktoren:

Zu wenige => erhöhte Blutungsneigung

 

Wie sieht die Entgiftungsleistung aus?

Ammoniak:

Ammoniak entsteht durch Abbauprozesse vorwiegend im Darm. Es wird über die Pfortader zur Leber geleitet und dort zu Harnstoff verstoffwechselt und dann über die Nieren ausgeschieden. Ammoniak ist Blut-Hirn-Schrankengängig und kann Gehirnstörungen auslösen (Enzephalopathien). Bei einer Leberzirrhose kann die Entgiftung um bis zu 80% reduziert sein.

 

Kann die Galle gut abfließen?

Bilirubin: Fällt beim Abbau der roten Blutkörperchen an.

Gamma-GT: Ist in der Membran derGallengang-Zellwände enthalten und kann dortige Zellschäden anzeigen.

AP (Alkalische Phosphatase): Nicht Leberspezifisch. Eine Erhöhung kann auch auf Probleme in den Knochen hinweisen.

 

Die Cholesterin- und Triglycerid-Werte sind auch interessant im Zusammenhang mit der Leber. Weshalb? Dazu mehr in einem demnächst erscheinenden Artikel.

Löwenzahn, Mariendistel & Co – so stärkst du deine Leber auf natürliche Weise

Vielleicht fragst du dich jetzt: Ok, dann weiß ich, dass es meiner Leber nicht gut geht, und jetzt? Wie kann ich meiner Leber helfen?

Es gibt einiges an Möglichkeiten die Leber zu unterstützen. Zum Beispiel mag die Leber alle Arten von Bitterstoffen. Leider sind mittlerweile Bitterstoffe aus den meisten Gemüsesorten rausgezüchtet. Die Menschen mögen Bitteres einfach nicht so gerne.  Wenn du die Möglichkeit hast, Wildkräuter wie Löwenzahn und Schafgarbe in deine Ernährung einzubauen, dann mach das.

Ansonsten kann ich dir das Bitterelixier von der Mark-Greiff-Apotheke empfehlen. Auch von Wala und Weleda gibt es gute Bittertropfen. Sie werden einfach vor dem Essen genommen und regen wunderbar die Verdauung an.

Als Frühjahrskur sind auch spezielle Leber-Galle-Teemischungen, die gallensafttreibend und verdauungsfördernd wirken, zu empfehlen. Als zentrale Bestandteile enthalten sie in der Regel Löwenzahnblätter und -wurzeln, Wegwarte, Pfefferminze, Wermut, Schafgarbe und andere Heilkräuter. Davon kannst du gerne 2-3 Tassen pro Tag trinken.

Natürlich kannst du dafür auch selber getrocknete oder frische Kräuter aus dem eigenen Garten verwenden.

 

Eine weitere tolle Möglichkeit, deiner Leber etwas Gutes zu tun, sind Leberwickel. Die Leber mag es feucht und warm. Deshalb ein feuchtes, kleines Handtuch auf die Region der Leber legen.  (Kleine Anmerkung: Die Leber befindet sich unterhalb des rechten Rippenbogens.) Auf das feuchte Handtuch legst du eine Wärmflasche und diese deckst du mit einem Handtuch ab.  Dann ca. 30min hinlegen und die Wärme und Ruhe genießen. Falls es dir möglich ist, mache den Leberwickel am besten zwischen 13 und 15 Uhr. Aber es geht natürlich auch zu jeder anderen Uhrzeit.

Leberwickel werden nicht nur zur unterstützenden Behandlung von Leberbeschwerden eingesetzt, sondern auch bei Verdauungsschwäche, Erschöpfung oder depressiver Verstimmung. Bei dieser äusseren Anwendung ist besonders darauf zu achten, dass es sich um eine wohltuende Anwendung handeln soll.

 

MEIN TIPP: „Schafgarben-Leberwickel“

Die feuchtwarme Schafgarben-Kompresse gilt als Klassiker bei der Leberunterstützung 

Zubereitung:

Einen halben Liter kochendes Wasser über 1-2 Teelöffel Schafgarbenkraut giessen und 5 min zugedeckt ziehen lassen. Den noch heissen Aufguss über einen zusammengerollten Waschlappen  giessen. Den Waschlappen gut auswringen (Achtung heiß!), sodass der Waschlappen nur noch feucht ist. Den heissen Waschlappen auf die Lebergegend legen, Eine Wärmeflasche auflegen  und mit einem Tuch abdecken. Eine halbe Stunde ruhen, solange sich alles schön warm anfühlt.

 

Zusätzlich kann man noch gezielter mit Pflanzenheilkunde -Phytotherapie- unterstützen:

Da gelten vor allem der Löwenzahn, die Mariendistel und die Artischocke als Leber-Pflanzen. Das sind aber bei weitem nicht die einzigen, nur die bekanntesten. Für wen welche Pflanze besonders geeignet ist, entscheidet am besten ein Therapeut nach gründlicher Anamnese. Ich verwende dafür am liebsten Urtinkturen der Firma Ceres.

Weniger Stress für die Leber: Ein gesunder Darm! 

Bei hohen Leberwerten denken viele als erstes, dass es an zu hohem Alkoholkonsum oder zu vielen Medikamenten liegt. Natürlich belasten Alkohol und Medikamente die Leber. Schließlich muss sie diese verstoffwechseln. Und es ist sicherlich eine gute Idee, beides auf ein Mindestmaß zu beschränken.

Was viele nicht wissen, dass durch bestimmte Abbauprozesse im Darm u.a. Ammoniak entsteht. Normalerweise wird Ammoniak über die Pfortader zur Leber geleitet, dort zu Harnstoff verstoffwechselt und dann über die Nieren ausgeschieden.

Liegen Leberprobleme vor, kann diese Entgiftung nicht mehr optimal ablaufen und Ammoniak reichert sich im Blut an.

Weshalb ist das ein Problem? Ammoniak wird von der  Blut-Hirn-Schranke nicht aufgehalten, gelangt also ins Gehir und kann dort schwerwiegende Störungen -sogenannte Enzephalopathien – auslösen.

Deshalb gehört für mich zu einer Leber-Behandlung immer auch dazu, zu schauen wie es  dem Darm geht.

Mit einer Stuhldiagnostik lässt sich leicht erkennen, ob Probleme bestehen und wo ich bei der Behandlung am besten ansetzen kann.

Liegen zum Beispiel Entzündungen vor? Oder ein Candida? Wie sehr ist die Darmflora im Ungleichgewicht? Wie gut arbeitet die Bauchspeicheldrüse? Besteht ein Lekay gut? Das sind einige der Fragen, die durch eine passende Stuhldiagnostik geklärt werden können. Bei der Behandlung muss man leider häufig etwas Geduld mitbringen, doch es lohnt sich.

Falls du dazu mehr Informationen möchtest, melde dich einfach bei mir. Meine Kontaktdaten findest du unter diesem Podcast.

 

Ich fasse nochmal kurz zusammen:

Die Leber ist ein wirklich wichtiges Organ in deinem Körper, leider werden Probleme häufig erst spät bemerkt. Grundsätzlich ist die Leber ein Regenerationskünstler, der du in der Regel bereits mit einigen einfachen Dingen wunderbar helfen kannst.

Stichworte dazu sind: Bitterstoffe, Leberwickel, Darm gesund halten, Alkohol nur in Maßen, Medikamente so wenig wie möglich. Naja, und mehr Bewegung und bei Übergewicht eine Reduzierung des Gewichts, wirkt sich natürlich auch gut auf die Leber und die allgemeine Gesundheit aus.

 

Kennst du den Spruch: „ mir läuft die Galle über“ ? Oder auch „mir ist was über die Leber gelaufen“? Dazu mehr in meinem nächsten Blogartikel. 

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