
Doppelte Herausforderung: Wenn Schilddrüse und Insulin gemeinsam aus dem Takt geraten
Wenn die Schilddrüse auf Sparflamme läuft, merken es viele zuerst an typischen Symptomen wie Müdigkeit, Gewichtszunahme oder Antriebslosigkeit. Was viele nicht wissen: Eine Schilddrüsenunterfunktion kann auch den Zuckerstoffwechsel aus dem Gleichgewicht bringen – und genau hier liegt die Verbindung zur Insulinresistenz.
In diesem Artikel geht es um die enge Wechselwirkung zwischen Schilddrüsenfunktion und Insulinempfindlichkeit – und warum es so wichtig ist, beides im Blick zu behalten.
Hier enthalten:
Was passiert bei einer Schilddrüsenunterfunktion im Stoffwechsel?
Wie genau fördert eine Schilddrüsenunterfunktion die Entwicklung einer Insulinresistenz?
Typische Beschwerden bei dieser Kombination
Praktische Tipps, die Sie direkt umsetzen können
Warum L-Thyroxin allein oft nicht ausreicht
Wie man den Kreislauf durchbricht
Was passiert bei einer Schilddrüsenunterfunktion im Stoffwechsel?
Die Schilddrüse hat eine zentrale Steuerfunktion im Körper. Produziert sie zu wenig Hormone, verlangsamt sich nahezu jeder Stoffwechselprozess – von der Verdauung bis hin zur Zellenergie.
➡️ Der Grundumsatz sinkt
➡️ Die Energieproduktion in den Zellen läuft schleppender
➡️ Auch die Verarbeitung von Zucker und Fetten ist beeinträchtigt
Das bedeutet: Selbst wenn jemand normal isst, kann der Körper die zugeführte Energie schlechter verarbeiten. Folge: Trägheit, Heißhunger, Gewichtszunahme – und langfristig: Insulinresistenz.
Wie genau fördert eine Schilddrüsenunterfunktion die Entwicklung einer Insulinresistenz?
🔹 Weniger Glukosetransporter (GLUT4): Bei niedrigem T3 werden weniger Transporter in den Muskelzellen aktiviert – Glukose bleibt im Blut, die Bauchspeicheldrüse schüttet mehr Insulin aus.
🔹 Störungen im Fettstoffwechsel: Schilddrüsenunterfunktion führt häufig zu erhöhten Triglyceriden und Cholesterinwerten – beides Risikofaktoren für eine Insulinresistenz.
🔹 Leberverfettung: Eine träge Leber – typisch bei Hypothyreose – kann Fette nicht mehr richtig verarbeiten. Das fördert die sogenannte nichtalkoholische Fettleber (NAFLD) – ein typischer Begleiter der Insulinresistenz.
🔹 T3-Mangel hemmt die Insulinwirkung: T3 ist nötig, damit Insulin überhaupt an der Zelle wirken kann. Fehlt es, gerät der Zuckerstoffwechsel aus dem Takt – egal, wie gut das Insulin wirkt.
📌 Bereits leicht erhöhte TSH-Werte sind mit einer verringerten Insulinsensitivität verbunden.
Typische Beschwerden bei dieser Kombination
Viele meiner Patientinnen mit dieser doppelten Herausforderung – also einer Kombination aus Schilddrüsenunterfunktion und Insulinresistenz – berichten über eine ganze Reihe an Beschwerden, die den Alltag stark beeinträchtigen können:
🔸 Unerklärliche Gewichtszunahme – trotz gesunder Ernährung und reduzierter Kalorienzufuhr geht das Gewicht einfach nicht runter. Der Körper scheint auf „Sparflamme“ zu laufen und lagert alles ein, was er bekommen kann. Besonders typisch: das Fett sammelt sich vor allem am Bauch.
🔸 Heißhunger – vor allem abends: Viele berichten davon, tagsüber noch diszipliniert zu essen – und abends völlig die Kontrolle zu verlieren. Das liegt oft an Blutzuckerschwankungen oder einem zu niedrigen T3-Spiegel, der den Energiemangel im Gehirn verstärkt.
🔸 Träge Verdauung und Blähungen: Wenn Schilddrüse und Stoffwechsel verlangsamt sind, arbeitet auch der Darm langsamer. Essen liegt länger „schwer im Magen“, es entstehen Gärprozesse – und das führt zu Blähungen, Druckgefühl und Unwohlsein.
🔸 PMS und Zyklusstörungen: Die hormonelle Dysbalance wirkt sich auch auf den weiblichen Zyklus aus. Viele Frauen haben stärkere Stimmungsschwankungen vor der Periode, verlängerte Zyklen oder auch Zwischenblutungen.
🔸 Energielosigkeit nach dem Essen: Anstatt durch eine Mahlzeit neue Energie zu bekommen, fühlen sich viele danach erst recht schlapp. Dahinter steckt oft eine Insulinreaktion – das Essen treibt den Blutzucker hoch, das Insulin senkt ihn stark ab, und die Erschöpfung kommt wie eine Welle.
🔸 Konzentrationsprobleme und Stimmungsschwankungen: Viele schildern einen „Nebel im Kopf“, Reizbarkeit oder eine depressive Grundstimmung. Hier spielen sowohl die Schilddrüsenhormone als auch die Insulinwirkung im Gehirn eine Rolle – beide sind wichtig für mentale Klarheit und emotionale Stabilität.
👉 Gerade diese Kombination aus körperlicher Erschöpfung und mentalem Ungleichgewicht ist oft sehr belastend – vor allem, wenn Blutwerte zunächst unauffällig wirken und man sich mit seinen Beschwerden nicht ernst genommen fühlt.
Praktische Tipps, die Sie direkt umsetzen können
🧂 Vor jeder Mahlzeit 1 TL Apfelessig in Wasser – stabilisiert den Blutzuckerspiegel.
🥗 Ballaststoff- oder eiweißreiche Vorspeise: z. B. 1–2 EL gekochte Linsen, ein kleines Ei oder ein Stück Hähnchenbrust, alternativ Salat mit Zitronensaft – das bremst den Blutzuckeranstieg und unterstützt die Sättigung. Wer es lieber süß mag: ein kleiner Proteinshake, Naturjoghurt mit ein paar Beeren oder 1 EL Mandelmus auf einer Reiswaffel wirken ebenfalls stabilisierend.
🚶♀️ Bewegung nach dem Essen: 5–10 Minuten spazieren gehen – senkt den Blutzucker aktiv. (Putzen geht auch…Hauptsache Bewegung 😉 )
💤 Schlafhygiene verbessern: Mindestens 7–8 Stunden Schlaf, möglichst vor Mitternacht ins Bett.
🧘♀️ Stress gezielt abbauen: 10 Minuten Atemübungen täglich oder eine feste Abendroutine wirken oft Wunder.
📝 Körpertemperatur tracken: Morgens im Liegen messen, um 11 Uhr, 16 Uhr und bei ins Bett gehen – Werte dauerhaft unter 36,5 °C können auf eine Unterfunktion hinweisen. (Temperatur messen)
Warum L-Thyroxin allein oft nicht ausreicht
Viele Frauen bekommen bei einer Unterfunktion reines T4 (L-Thyroxin) verordnet und gleichzeitig berichten Sie mir: „Ich nehme brav mein L-Thyroxin, aber ich fühle mich kein bisschen besser.“ Das lässt sich eigentlich ganz einfach erklären:
➡️ T4 ist eine inaktive Vorstufe. Es muss im Körper erst in das aktive T3 (und die weiteren Schilddrüsenhormone) umgewandelt werden.
➡️ Für diese Umwandlung müssen viele Faktoren im Körper gut funktionieren und Nährstoffe ausreichend vorhanden sein (Jod, Selen, B-Vitamine, Eisen, Vitamin D3..)
➡️ Daher funktioniert dies bei Stress, Leberbelastung oder Insulinresistenz oft nur eingeschränkt. Genau diese Faktoren sind bei vielen Frauen mit chronischer Erschöpfung, Stoffwechselstörungen oder hormonellem Ungleichgewicht jedoch dauerhaft vorhanden.
➡️ Das bedeutet: Obwohl die Blutwerte „im Normbereich“ sind, fühlen sich viele Betroffene weiterhin müde, antriebslos und nehmen weiter zu.
Hinzu kommt: Eine bestehende Insulinresistenz kann die T3-Verfügbarkeit weiter verringern – ein Teufelskreis. Denn bei Insulinresistenz ist häufig auch die Leberfunktion eingeschränkt. Die Leber ist aber wesentlich dafür verantwortlich, das inaktive T4 in das aktive T3 umzuwandeln. Wird dieser Prozess gestört, steht dem Körper trotz L-Thyroxin-Therapie zu wenig stoffwechselaktives Hormon zur Verfügung – und die Symptome bleiben bestehen.
Und: Neben T3 und T4 gibt es noch weitere Schilddrüsenhormone – etwa T2, T1 und Calcitonin – die für einen ausgewogenen Stoffwechsel wichtig sind. Genau hier setzen natürliche Schilddrüsenhormone an, wie ich es im Artikel zu Metavive ausführlich erkläre. Diese Präparate enthalten die vollständige Hormonpalette der Schilddrüse – und können daher oft genau das leisten, was dem Körper bei einer reinen T4-Gabe fehlt.
Wie man den Kreislauf durchbricht
💡 Der Schlüssel liegt in der Kombination: Schilddrüse UND Insulin müssen gemeinsam betrachtet werden.
✅ Natürliche Schilddrüsenhormone prüfen: Sie enthalten T4, T3 sowie weitere aktive Komponenten wie T2 und T1 – und können helfen, den Stoffwechsel wieder richtig anzukurbeln.
✅ Insulinresistenz erkennen und behandeln: Dazu gehört die gezielte Labordiagnostik (Nüchterninsulin, HOMA-Index, Triglyceride, Leberwerte) und ein passender Therapieplan.
✅ Ganzheitlich denken: Die Darmgesundheit, Nebennieren- und Leberfunktion und nicht zuletzt der Lebensstil (Schlaf, Stress, Bewegung) spielen eine zentrale Rolle.
👉 In meiner Praxis verbinde ich moderne Labordiagnostik mit naturheilkundlichen Therapiekonzepten – individuell auf Sie abgestimmt. Denn wenn beide Systeme – Schilddrüse und Insulin – wieder harmonieren, kommt der Körper oft erstaunlich schnell wieder ins Gleichgewicht. 😊
💬 Haben Sie den Verdacht, dass Ihre Schilddrüse und Ihr Zuckerstoffwechsel sich gegenseitig behindern?
Dann lassen Sie uns gemeinsam hinschauen – und gezielt neue Wege gehen.
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